Arbeiten als Diagnostiker
Was macht ein Diagnostiker?
Das tägliche Arbeiten am Mikroskop über viele Stunden hinweg gehört nach wie vor zu den Kernaufgaben eines Pathologen. Der Weg vom Präparat zur Diagnose beginnt aber eigentlich schon früher, nämlich mit dem Zuschnitt.
Hierbei begutachtet eine Ärztin/ein Arzt, unterstützt von technischem Personal, jedes einzelne Präparat, vermisst und wiegt es und dokumentiert alle auffälligen Veränderungen. Danach wird das Präparat zugeschnitten – was sich einfach anhört, ist aber in Wirklichkeit eine sehr verantwortungsvolle und technisch manchmal schwierige Tätigkeit, zu der eine Menge an Hintergrundwissen gehört.
Vor allem bei Tumoren ist es wichtig, die dreidimensionale Information in das zweidimensionale spätere histologische Schnittpräparat zu transportieren: welche Oberfläche war oben? Welche vorne? Welche hinten?
Das Mikroskopieren
Das Mikroskopieren kann man sich wie das Lesenlernen vorstellen: die Ausbildung beginnt mit dem Erlernen von "Buchstaben" (d.h. dem Erkennen der verschiedenen Zelltypen und Organe), die sich dann zu "Wörtern und Sätzen" (krankhafte Reaktionsmuster von Zellen und Geweben) zusammenfügen. Dieses "Lesenlernen" bedarf einer langen und sorgfältigen Ausbildung (die Facharztausbildung erfordert z.B. die eigenständige Begutachtung von mindestens 15.000 histologischen Präparaten), die aber eigentlich nie wirklich endet – so vielfältig sind die möglichen Erscheinungsformen von Krankheiten! Die meisten Diagnosen beruhen auch heute noch zu einem ganz wesentlichen Teil auf der Morphologie (d.h. dem Erkennen bestimmter charakteristischer Muster und Veränderungen, die eine sichere Einstufung zulassen), werden aber in vielen Fällen ergänzt durch flankierende Methoden wie der Immunhistochemie oder molekularen Analysen. Auch diese Marker müssen aber zielführend und mit Augenmaß eingesetzt werden; ihre Auswahl und Bewertung sind daher ebenfalls Gegenstand der Facharztausbildung Pathologie.
Anhand dieser Informationen kann später festgestellt werden, ob der Tumor in seiner Ganzheit entfernt wurde, oder ob eine Nachresektion in einem bestimmten Areal erforderlich ist. Außerdem muss für die spätere Bestimmung des Tumorstadiums die Ausdehnung des Tumors auf bestimmte Strukturen (z.B. die Eindringtiefe, die Infiltration von Nachbarorganen etc) im späteren Schnittpräparat dokumentiert werden.
Was also im Stadium des Zuschnitts nicht eingebettet wird, kann auch später nicht unter dem Mikroskop begutachtet werden! Dies kann die korrekte Diagnose behindern, verzögern, oder unmöglich machen.
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